Das Vermögen der Kirchen in Deutschland – Besitztümer und mehr
Die Klage über sinkende Einnahmen und steigende Lasten gehört auch bei den deutschen Kirchen zum alltäglichen Geschäft. In der breiten Öffentlichkeit hingegen überwiegt die Meinung, die Kirchen wären sehr reich. Wie es tatsächlich um das Vermögen der großen Religionsgemeinschaften bestellt ist und welche genaue Rolle dabei Immobilienwerte spielen, ist selbst Finanzexperten nicht immer schlüssig.
Angaben zum Vermögen sind ein großes Geheimnis
Immer wieder wird bei Diskussionen an Stammtischen und bei ähnlichen Gelegenheiten darüber spekuliert, wie es um den Besitz der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland stehen könnte. Die meisten Bürger gehen davon aus, dass die Kirchen trotz schrumpfender Gemeinden noch immer über ein dickes finanzielles Polster verfügen. Die letzte offizielle Statistik über den kirchlichen Grundbesitz stammt aus dem Jahre 1937. Geht es um die aktuellen Vermögensverhältnisse sind sowohl evangelische als auch katholische Kirchenverantwortliche sehr zurückhaltend. Um ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen, studierte der Politologe Carsten Frerk drei Jahre lang Bilanzen, Haushaltspläne, Staatskirchenverträge und Rechenschaftsberichte und befragte Verantwortliche kirchlicher Stiftungen und Hilfswerke. Die Ergebnisse veröffentlichte er 2002 in einem Buch.
Großer Teil des Vermögens steckt im Grundbesitz
Im Ergebnis seiner mühseligen Untersuchungen kam Frerk auf einen Betrag von fast einer Billion Mark (also etwa 500 Milliarden Euro), mit dem er den Besitz der katholischen und die evangelischen Kirche in Deutschland beziffert. Er setzt sich zusammen aus Barvermögen, Grundbesitz, Immobilien, Aktiendepots und anderen Beteiligungen. Immobilien als Teil des Kirchenvermögens und Grundbesitz im Wert von etwa 150 Milliarden Euro könnten bei Bedarf verkauft werden. Die historisch wertvollen Kirchenbauwerke erhöhen zwar die Bilanzsumme, sind aber nicht veräußerbar. Insgesamt verfügen die beiden großen Kirchen in Deutschland über einen Grundbesitz von fast 7 Milliarden Quadratmetern, wie der Wissenschaftler herausgefunden hat. Allein die evangelische Kirche besitzt mehr als 75.000 Gebäude.
Letzte Klarheit gibt es nicht
Wer sich für die Besitzverhältnisse der großen Kirchen in Deutschland interessiert, wird das Buch von Carsten Frerk mit großem Interesse lesen. Wie es wirklich um die Finanzen der Kirchen bestellt ist, würde selbst bei größerer Offenheit der Verantwortlichen nicht bis auf den letzten Cent zu ermitteln sein, da viele die vielen Kirchen und die alten Kunstschätze im kirchlichen Besitz viel mehr als materiellen Wert haben.